„1/Bruchteil eines Porträts, vielleicht“*

* 9. Dezember 1951 in Cham, Kanton Zug/CH­
† 12. August 1997 in Auw, Kanton Aargau/CH

1951

9. Dezember Johanna Franziska Villiger ist das vierte der fünf Kinder von Adolf Villiger und Margrit Villiger-Laubacher.

1967

9. Dezember Tod des Vaters.

1967 - 1970

Kantonale Handelsschule an der Kantonsschule Zug; Abschluss mit dem Handelsdiplom.
Entwirft eigenwillige Kleidungsstücke, die sie auch in einer Boutique in Zug verkaufen kann. Ihre Vorliebe für auserlesene Kleidung behält sie ihr Leben lang bei.

1970

Arbeitet temporär bei einer Zürcher Werbeagentur.
Ab Herbst Sechs Monate Sprachaufenthalt in Cambridge/UK.

1971

April Beginnt den einjährigen Vorkurs an der Kunstgewerbeschule Zürich.
Dezember Stellt Fotografien aus Berlin in der Ausstellung Zuger Maler, Plastiker und Fotografen aus.

1972

April „Kunst ist kein Beruf, sondern ein Weg zur Wahrheit und Selbstverwirklichung sowohl für den Künstler wie für den Betrachter.“ 
Beginn ihrer zweijährigen Ausbildung an der Kunstgewerbeschule Luzern in der Fachklasse für Bildnerisches Gestalten unter der Leitung von Anton Egloff. 
Herbst Verlässt das Elternhaus, mietet zusammen mit FreundInnen ein Haus in Uerzlikon bei Zürich.

1973

Juni/Juli Teilnahme an der 1. Biennale der Schweizer Kunst im Kunsthaus Zürich.

1974

Februar Erhält noch vor Beendigung der Studienzeit ihr erstes Eidgenössisches Kunststipendium und ein Stipendium für einen zweijährigen Aufenthalt am Istituto Svizzero in Rom. Erste Einzelausstellung in Zug mit Objekten, Zeichnungen und Radierungen: „Alles in allem gesehen sind die Bilder, die Hanni Villiger bei Balmer zeigt, Fragmente, Andeutungen für eine intensive Auseinandersetzung mit Objekten. 
Es lohnt sich auf jeden Fall, diese Auseinandersetzung mitzuvollziehen.“ (Rezension [roc] 1974.)
Mai – Oktober Verbringt nach Abschluss der Ausbildung sechs Monate in Kanada und den USA. Sie arbeitet im Freien, schält Baumstämme, arbeitet mit gefundenen Materialien: „sich enthäuten … jemanden enthäuten … etwas enthäuten“. Ausstellung zusammen mit Jürg Stäuble in Toronto.
ab November Aufenthalt am Istituto Svizzero in Rom. Intensive persönliche und künstlerische Auseinandersetzung mit den anderen StipendiatInnen des Instituts, mit der Arte Povera und der römischen Kunstszene.

1975

Es entstehen grosse skulpturale Objekte, Speere und Lanzen aus organischen Materialien: „Ein Krieger braucht Waffen.“
Juni Teilnahme an der 6. Schweizer Plastikausstellung in Biel als eine der jüngsten Künstlerinnen.
Sommer Lernt Susan Wyss kennen; Beginn einer intensiven und konfliktreichen Beziehung.
September Zusammen mit Helmut Federle, John Armleder, Martin Disler, Luciano Castelli u. a. als Schweizer Vertretung an der 9e Biennale de Paris.

1976

Januar Erhält zwei Stipendien, die ihr ermöglichen, ein weiteres Jahr in Italien zu bleiben.
Sommer Ihre Mitgliedschaft am Istituto Svizzero in Rom läuft aus. Sie mietet Ende September eine Wohnung in Rom und danach eine in Montefalco/Umbrien. Pendelt zwischen Rom, Montefalco und der Schweiz. 
Oktober Einzelausstellung in der Galerie Atelier Milchstrasse in Freiburg i. B./D mit Objekten und Fotografien.

1977

August „Am Sucher meiner Kamera – das Gefühl ich mit dem Objekt.“
September Kehrt in die Schweiz zurück und mietet eine Wohnung in Basel; arbeitet als Kellnerin in verschiedenen Lokalen; hat Mühe, sich in Basel zurechtzufinden.
November Einzelausstellung in der Galerie Arte Arena (heute Galerie Bob Gysin, Zürich) mit im Sommer in Montefalco entstandenen Arbeiten: Fotografien einer Bewässerungskanone, Zeichnungen und Objekte.

1978

Zeigt regelmässig neue Arbeiten bei Gruppenausstellungen in der Schweiz: „wegfliegen, ausgespeit werden – abheben, überleben“. 
Ist viel unterwegs: Basel, Köln, Amsterdam, aber auch wieder Montefalco.
Februar „Zwischen Handke Godart [sic] und Miles Davis“.
Ab September Mietet während etwa zwei Jahren ein Atelier an der Efringerstrasse in Basel. Es ist das einzige, ausschliesslich als Arbeitsraum genutzte Atelier, das sie je mieten wird. 
Oktober Einzelausstellung in Wiesbaden, eine Art Retrospektive der seit 1975 entstandenen Fotografien und Objekte. Verkauft eine einzige Arbeit an den Besitzer der Galerie.

1979

Verdient ihren Lebensunterhalt als Kellnerin, fotografiert und arbeitet an Holz und Plexiglasobjekten. 
August – Oktober Reist durch die USA: Los Angeles – San Francisco – Oakland – Berkeley – Grand Canyon – Texas – New York.
Dezember Zeigt in der Galerie Jörg Stummer in Zürich ausschliesslich Fotoarbeiten. Arbeitet im Atelier aber weiterhin an Objekten und Installationen. Unter das Foto eines Dachlattenobjektes schreibt sie: „Ich hab mir zwei Objekte gemacht, die meinem Körpergefühl und meiner Seele entsprachen. Als sie fertig waren, hab Ich sie fotografiert. Jetzt gefallen mir die Fotos besser.“

1980

Februar/März Erkrankt an offener Tuberkulose und verbringt einen Monat isoliert im Basler Kantonsspital. „Eine satte Zeit viel Leere.“ Ihr Spitalzimmer wird zum Atelier. Kleine Holzobjekte, Polaroidaufnahmen und Skizzenbücher entstehen, sie zeichnet direkt auf die Spitalzimmerwände.
April Zur Erholung in der Basler Höhenklink in Davos; arbeitet auch hier intensiv.
Mai – Juli Verbringt mehrere Wochen im Ferienhaus der Mutter in Loco im Tessin. 
Juli – August Beteiligt sich trotz ihres schlechten Gesundheitszustands an vier Gruppenausstellungen und belegt jedesmal einen eigenen Raum. In Lugano stellt sie zum letzten Mal Objekte aus, sonst zeigt sie grossformatige Fotoarbeiten, erstmals auch Wandzeichnungen und kleine Polaroids.
September Weitere medizinische Untersuchungen im Tiefenauspital in Bern.
November Stellt im Aargauer Kunsthaus Aarau zum ersten Mal vergrösserte, auf Aluminium aufgezogene Polaroidaufnahmen (100 x 100 cm) aus. „Keine Fotos es sind richtige Bilder (eigenständig).“

1981

Januar Jean-Christophe Ammann, seit 1978 Leiter der Kunsthalle Basel, zeigt erstmals lokale Kunstschaffende. Sechs Künstler und Künstlerinnen bespielen je einen Raum und gestalten eigene Kataloge. Villiger hängt zwölf auf Aluminium aufgezogene Polaroidaufnahmen nebeneinander.
März Präsentiert dieselben Tafeln in einer Gruppenausstellung in Regensburg/D als wandfüllende zwölfteilige Arbeit, als „Block“.
April 1981 – Dezember 1982 Weltreise mit Susan Wyss: Indonesien – Australien – Fidji-Inseln – Hawaii – Los Angeles – Mexiko.
Sommer Schickt Polaroidarbeiten aus Indonesien in die Schweiz, um sich damit (erfolglos) um ein Eidgenössisches Kunststipendium zu bewerben.
November – März Fünf Monate in Australien; Vorbereitung einer Ausstellung zusammen mit Susan Wyss in Sydney. „Es zuckt mir im Gesicht vor Elend. Also werd ich wohl wieder in den Strassen rumlaufen … Ich bin so zutiefst betroffen, oft, es ist verdammt leer und so oberflächlich, hier fällt mir das unheimlich auf und ich hasse es. Komm mir vor wie eine Staumauer, muss mich zusammennehmen, sonst versaufe ich … Wir machen eine Ausstellung [am] 30. Januar, die Polas sind beim Vergrössern. Sie sind fast nur grün + schwarz ...“

1982

ca. April – Dezember Neun Monate in Los Angeles: „Halb-Zu-Hause-Hier“. Arbeitet fast ausschliesslich mit der Polaroidkamera. Versucht vergeblich, Kontakte zu Galerien in New York herzustellen.
Dezember Reist in die Schweiz zurück. Susan Wyss folgt einige Wochen später; trennen sich kurz darauf.

1983

Erste vergrösserte Polaroidarbeit mit dem Titel Skulptural. 
Juni Bezieht eine Einzimmerwohnung im 5. Stock am St. Johanns-Platz in Basel.
ca. Oktober Beginnt den eigenen Körper und den Blick von der Dachterrasse als Hauptmotiv ihrer künstlerischen Arbeit zu nutzen. Vereinbart mit Jean-Christophe Ammann eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel.

1984

Konzentriert ihre Arbeit auf die Ausstellung in der Kunsthalle Basel im Mai 1985 und die parallel dazu stattfindende Ausstellung in der neu eröffneten Galerie von Susan Wyss. Freundschaft und künstlerische Auseinandersetzungen mit Rémy Zaugg, Bettina Marbach, Alex Silber, Jacques Herzog, Guido Berger, Rut Himmelsbach, Silvia Bächli u. a.

1985

Mai Zeigt in der Einzelausstellung in der Kunsthalle Basel auf Aluminium aufgezogene Polaroidarbeiten ihres Körpers. Alle Werke sind ab jetzt in der Regel 125 x 123 cm bzw. 123 x 125 cm gross: „Fotos müssen gross sein, damit ich hineinsteigen kann. Ähnlich wie beim Aufnehmen durchs Objektiv.“ Zur Ausstellung erscheint die Publikation Neid, ein Künstlerbuch in einer Auflage von 600 Exemplaren. Sie klebt die 42 losen Farbbilder in zufälliger Reihenfolge selber ein.

1986

Januar Einzelausstellung am Centre Culturelle Suisse in Paris, zeigt u. a. Polaroidaufnahmen vom Ausblick ihrer Basler Wohnung: Von der Terrasse, der Baum.
Januar – Juni Stipendium für ein Wohnatelier an der Cité Internationale des Arts in Paris. Setzt sich mit den Arbeiten jüngerer Kolleginnen und Kollegen an der Cité auseinander (Beat Streuli, Eric Hattan u. a.). Nutzt das breite Film-, Musik- und Architekturangebot der Metropole, ist fasziniert von afrikanischen Männern und afrikanischer Kultur. 
April „Ich spüre auch eine extreme Sucht nach Körper zu mir, immer sind meine Augen und meine ganze Wahrnehmung auf menschliche Körper ausgerichtet. … Und wieso diese Sucht, Sehnsucht? Einsamkeit? Suche nach einem Sinn?“
Juli Beschliesst, vorläufig in Paris zu bleiben. Wohnt während fünf Monaten als Untermieterin in der Wohnung von Niklaus Meienberg in der Rue Ferdinand Duval. Dort entstehen Polaroid-aufnahmen ihres Ohrs. 
Einzelausstellung in der Zabriskie Gallery in New York.
November Bezieht eine Wohnung am Boulevard du Montparnasse, wo sie auch arbeitet: mit sich und mit dem Blick auf den Hof.

1987

Februar Einzelausstellung in der Galerie Zabriskie in Paris mit einer Serie von zwölf Ohren und vier Aufnahmen vom Blick ihrer Basler Wohnung im Winter 1983/84. Das Centre Georges Pompidou kauft zwei „Winterbilder“ an.
März Löst ihre Wohnung in Basel auf.
Juni Zeigt an der KunstRAI in Amsterdam und später in der Ausstellung Stiller Nachmittag in Zürich zwei 339 x 885 cm grosse Arbeiten nebeneinander: zehn Mal ihren überbelichteten, aufgelösten Körper und zehn Mal den winterlichen Ausblick aus ihrer Basler Wohnung auf den gegenüberliegenden Park.
November – Dezember Bereist zusammen mit einem afrikanischen Freund Westafrika.
Dezember Stellt in der Kunsthalle Basel sieben mit der Kleinbildkamera entstandene grossformatige Schwarzweissfotografien aus: Körperaufnahmen eines afrikanischen Mannes und um 90 Grad gedrehte Stadtbilder von Paris.

1988

Januar – Juni Erneut sechsmonatiges Stipendium für ein Atelier an der Cité Internationale des Arts, Paris. Erstmals seit 1980 entstehen wieder plastische Objekte. „Gipsplatten giessen und dann die Form wegtragen.“ Sie bearbeitet ca. 72 x 73 cm grosse Gipsplatten nach Vorlage ihrer Polaroids. Zerstört noch im Atelier an der Cité (vor Ende Juni) alle „Reliefs“ wieder.
Ist erneut krank, kann Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung in Luzern nicht annehmen. „… musste dringend ins Spital ,Hôtel Dieu‘, welches spezialisiert ist auf Lungenkrankheiten.“
ab Juli Wieder in der Wohnung am Boulevard du Montparnasse.
Beginnt mit dem Zusammenstellen von Polaroids zu mehrteiligen Blöcken. „Wieso die Anordnung von einem Block? hohe Präsenz; Vervielfachung; es muss ein ganzes sein, und jeder Teil muss eigenständig funktionieren; Grösse; Raster der Zwischenräume gibt klare Struktur; durch die versch. Teile präziser, im Sinn von umfassender; Übergross zum Mensch; wand-einnehmend, somit architektonischer Teil …“
Ende des Jahres Lernt Joe Kébé kennen, ihren zukünftigen Mann.

1989

„Einzelbilder. Attaquer le corps. Alles offerieren: Skulptur, Malerei, Foto, alle Erfahrungen im Leben, Sexualität.“ Vorbereitung der Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst Basel und der gleichzeitig stattfindenden Einzelausstellung in der Galerie Zabriskie in Paris (und danach in New York). Beide Ausstellungsräume lassen die Hängung von mehrteiligen Arbeiten nicht zu, gleichwohl konzipiert sie neben Einzelbildern mit Spiegeln, phallischen Flaschen und afrikanischen Mustern mehrere Blöcke.
April Präsentiert in der Ausstellung Bilderstreit in Köln die erste als „Block“ bezeichnete Arbeit: Block I.
Oktober Rezension der Einzelausstellung im Museum für Gegenwartskunst von T. Pfeifer: „Von ihrer Biografie her könnte man also die Vermutung ableiten, ihre Arbeit nähme eine offene, weltaufnehmende Haltung ein – aber sie ist im Gegenteil hermetisch verschwiegen, schwierig und zunächst provozierend.“ 
Dezember Die Galerieausstellungen in Paris und New York sind in finanzieller Hinsicht ein Misserfolg. Trotz der hohen Kosten produziert sie für die Jahresausstellungen in Basel, Aarau und Luzern je eine 12-, 15- und 20-teilige Arbeit.

1990

Arbeitet vor allem an der Komposition mehrteiliger Werke. „Der die Bilder umgebende Raum, greift in die Aufteilung des Blocks ein. Die Bilder sollen stark untereinander verbunden sein, so dass sie eine deutliche Einheit bilden. Nicht mehr die Masse des gesamten Pola[roid]objektes werden verwendet, sondern das Eingreifen des Raumes in den Block.“ Produziert für Ausstellungen in Marseille, Zürich und Dijon mehrere Blöcke.
Frühsommer Zieht zusammen mit Joe Kébé in eine Parterrewohnung in der Avenue d’Italie. 
November „Das Schwierige der Einzelbilder ist ihre Nachbarschaft. Alle anderen Bilder stören immer.“ 
Dezember Reise nach Senegal ins Heimatdorf von Joe Kébé.

1991

ca. Februar Fotografiert im Auftrag der Architekten für die Architekturbiennale in Venedig einen von ihr gewählten Bau Herzog & de Meurons. „Die Nässe, das Feuchte, die im Innern des menschl. Körpers ist, wird dadurch, dass es regnet auf das Schwitterhaus und seine Umgebung projiziert. Der Bauch des Hauses ist mein schwangerer Körper. Das grüne Tram ist Bewegung, Erotik. Das Licht ist so neutral wie möglich, da es regnet und bedeckt ist.“ 
2. April Geburt des Sohnes Yann Abdulaye. 
Beginnt eine Zeichnungsserie, die sie bis 1993 weiterführt, insgesamt 49 Blätter. 
Mai – November Produziert für die Ausstellung im Kunsthaus Zug Einzelbilder und drei Blöcke aus bestehendem Material. Konzipiert (zusammen mit Vaclav Pozarek) den Ausstellungskatalog wieder selber: Zwei. „Das Prinzip bleibt. Die Bilder ändern.“

1992

17. März Tod der Mutter.
ab April Lehrauftrag für Räumliches Gestalten an der Schule für Gestaltung Basel. Reist jede zweite Woche am Sonntagabend mit dem Nachtzug von Paris nach Basel, bleibt eine Nacht in Basel und reist jeweils am Dienstagnachmittag wieder zurück.
Beginnt wieder mit/an ihrem eigenen Körper zu arbeiten. Es entstehen vorwiegend mehrteilige Blöcke, wenige Einzelbilder.

1993

In den Jahren 1992 und 1993 grössere Werkgruppen in Ausstellungen in Genua/I, Wien/A, Toyama/Japan und Liverpool/UK.
ca. Mai Umzug in eine Wohnung in der Rue Esquirol; fotografiert aus dem 9. Stock die Pariser Dächerlandschaft. Ein kleines Zimmer der Familienwohnung ist ihr Arbeitsraum. 
November Rainer Michael Mason vom Cabinet des Estampes in Genf organisiert eine ausschliesslich aus Originalpolaroids bestehende Ausstellung. Bisher strikt als Arbeitsmaterial deklarierte, nicht vergrösserte Blöcke aus vier oder sechs Polaroids (ca. 19 x 25 cm) werden in Vitrinen ausgestellt.

1994

Februar Zeigt in der Peter Kilchmann Galerie in Zürich neu vergrösserte Arbeiten und Teile der Genfer Ausstellung. Versucht die zu Blöcken montierten Originalpolaroids zum gleichen Preis wie die grossformatigen Blöcke zu verkaufen.
Oktober Vertritt zusammen mit Pipilotti Rist die Schweiz an der Biennale in São Paulo. Präsentiert am sternförmigen Pavillon von Herzog & de Meuron sechs Körperblöcke.

1995

Beginnt, kleine Objektmodelle herzustellen. 
September Einzelausstellung im Kunstmuseum St. Gallen; notiert im Arbeitsbuch einen Auszug aus einer Rezension von A. Affentranger-Kirchrath: „… Ausdauer der Wissenschaftlerin … keine abschliessende Formel, im Gegenteil: je näher sie ihrem Körper kommt, um so unvertrauter und fremder wird er ihr. Ihre Arbeiten sind nicht leicht auszuhalten, denn es gilt, ihre Latenz zu ertragen.“
7. Dezember Heiratet in Basel Mouhamadou Mansour (Joe) Kébé, ihren langjährigen Lebensgefährten und Vater ihres Sohnes.

1996

Äussert in einem Interview von 1996: „Es war nicht von Anfang an mein Konzept, mein Leben abzulichten. Ich mach auch andere Sachen: plastische Arbeiten oder Zeichnungen, die ich allerdings bis jetzt nicht ausgestellt habe. Ich komme immer wieder auf die Polaroids zurück, weil diese effizienter all das einlösen, was mir wichtig erscheint.“ (Nicht nur Körper, 1997, S. 42)
Da kein grösseres Ausstellungsprojekt geplant ist, produziert sie aus Kostengründen nur wenige Einzelarbeiten. Blöcke werden erst im Hinblick auf eine Ausstellung vergrössert, wenn die Finanzierung gesichert ist. 
Juli Der zeitlich begrenzte Lehrauftrag an der Schule für Gestaltung in Basel läuft aus. Interessiert sich vergeblich für eine Fortsetzung der Lehrtätigkeit in Paris oder Genf. „Wenn du unterrichtest, … bekommst du einen vollkommen anderen Blick für Arbeiten. Ein neues Auge öffnet sich …“. (Nicht nur Körper, 1997, S. 33)
November/Dezember Es entstehen Polaroidarbeiten mit Kleidungsstücken, der Körper verschwindet teilweise aus ihrer Arbeit. „Hindernisse von der Stellung her oder unmöglich“.
Arbeitet aus finanziellen Gründen erstmals an der Eingabe für einen Kunst am Bau-Wettbewerb in Hannover/D.
Dezember Akute Lungenentzündung.

1997

bis ca. Ende März Mehrwöchige Hospitalisierung in einem Pariser Spital und anschliessender Kuraufenthalt in einem französischen Sanatorium. 
April/Mai Trotz der schlechten körperlichen Verfassung entstehen neue Polaroids, die zu Blöcken auf Karton montiert werden. „Lösungen suchen: Auswahl ganz wichtig.“ 
Juni Erneute Hospitalisation.
8. August Fährt zur Erholung in die Schweiz.
12. August Stirbt im Hause des Bruders an Herzversagen.


Zusammengestellt von Jolanda Bucher und Eric Hattan.

*) Hannah Villiger hat mehr als 50 zwischen 1970 und 1997 entstandene Hefte, Bücher und Agenden hinterlassen. Die Eintragungen erfolgen nicht regelmässig, manchmal gibt es über längere Zeit hinweg weder Satz noch Skizze, in Perioden intensiven Arbeitens hingegen fast Tag für Tag. Alle Zitate, sofern nicht anders vermerkt, wurden aus diesen Arbeitsbüchern oder Briefen übernommen. ↩︎